Versorgungsprozeß

Marcus Stimpfig Innteo

Vor einer Amputation

Aus vielfältigen Gründen, zum Beispiel durch Verletzungen, Unfall, Infektionen, angeborenen Fehlbildungen oder anderen Vorerkrankungen kann es zu einer Amputation kommen. Unterscheiden kann man Amputationen in „planbare“ und traumatisch bedingte, die „nicht planbaren“. Aus unserer Sicht wäre es bei den planbaren Amputationen optimal, wenn bereits vor der anstehenden Operation ein Orthopädietechniker hinzugezogen wird. Dieser kann die für die spätere Prothesenversorgung möglichen Aspekte mit einbringen.
Hier stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Sprechen Sie uns an!

Planbare Amputation

Einige der häufigsten Ursachen für planbare Amputationen finden sich im Bereich der sogenannten Verschlusskrankheiten. Hierzu gehören neben verschiedenen Arten des Diabetes und die verschiedensten Gefäßerkrankungen auch Zustände nach Verletzungen. So kann beispielsweise ein Gefäßverschluss, wenn er fortgeschritten ist, zu einer Blutvergiftung und in der weiteren unterhandelnden Folge bis zum Tode führen. Je nach Ausprägung kann es in diesen Fällen auch sein, dass für eine Planung nicht mehr viel Zeit bleibt.

Nicht planbare Amputation

Hierbei handelt es sich meist um Unfälle im Berufsleben oder Straßenverkehr. Aber auch Infektionen oder weitere Umstände können für eine nicht planbare Amputation verantwortlich sein. In diesen Fällen gilt es dann häufig die betroffene Person zunächst am Leben zu erhalten und die Funktion der inneren Organe sicher zu stellen. Sind Gliedmaßen schwer betroffen, stehen die behandelnden Ärzte meist unter hohem Zeitdruck, vor der Situation kurzfristig beurteilen zu müssen, ob die betroffenen Extremitäten erhalten werden können oder nicht. Unter Beurteilung aller Umstände kann dies dazu führen, dass hier eine Amputation erforderlich wird. Als betroffene Person hat man in diesen Fällen dann leider keine Wahl und nicht die Möglichkeit über das Vorgehen mitzuentscheiden.

Der VERSORGUNGSPROZESS und ihr Leben
NACH der AMPUTATION

Durch einen Unfall oder eine Vorerkrankung kann es notwendig sein, eine Amputation durchzuführen. Oft führt eine solche Diagnose zu Schock, Starre und Ungewissheit. Nichts scheint mehr zu sein, wie es war.
Kann ich meinen Beruf weiter ausüben? Mit meinen Kindern umhertollen? Kann ich mich selbstständig anziehen? Schreiben? Essen? Selbstbestimmt leben? Lebenswert leben? Vielleicht stellen Sie sich gerade diese oder ähnliche Fragen.

Möglicherweise haben Sie Zweifel, ob der vor Ihnen liegende Berg bezwingbar ist. Aus unserer langjährigen Erfahrung können wir Ihnen aus vollem Herzen sagen: Der Weg lohnt sich! Und wir gehen ihn gemeinsam mit Ihnen. Unser Mut zur technischen Innovation, unsere handwerkliche Erfahrung und unser Wille zur Perfektion werden Ihnen zwar Ihr verlorenes Körperteil nicht wiedergeben – aber wir liefern den bestmöglichen Ersatz.

Unser Ziel ist, Ihr selbstbestimmtes, bewegtes Leben – trotz und mit Amputation.

Gerne vernetzen wir Sie natürlich auch frühzeitig mit weiteren Hilfsangeboten – Physio/-Ergotherapien, therapeutische Gespräche oder der Austausch mit anderen Betroffenen können Ihnen vielleicht helfen eine positive Bewältigungsstrategie zu entwickeln.

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INNTEO Versorgungsprozess Kenevo Kniegelenk

© Ottobock

INNTEO Versorgungsprozess C Leg

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Nun zu den Details! Was erwartet Sie nach der Amputation?

Direkt nach einer Amputation liegt der Fokus zunächst auf Ihrer möglichst vollumfassenden körperlichen Genesung. Begleitfaktoren dazu sind Ihre allgemeine gesundheitliche Verfassung, Fitness sowie Ihre Motivation und Ausdauer. Auch Ihr mentales Befinden ist maßgeblich.
Gerne besuchen wir von INNTEO Sie bereits frühzeitig im Krankenhaus um Sie in Ihrem Gesundungsprozess zu begleiten und eventuelle Schwierigkeiten bestmöglich auch orthopädietechnisch zu versorgen.
Normale und recht häufige körperliche Reaktionen sind z.B.: Schwellungen am Stumpf. Diesen begegnen wir mit der sogenannten Kompressionstherapie, die in Absprache mit den behandelnden Ärzten erfolgt. In aller Regel gehen diese Schwellungen nach und nach zurück.

 

Mit der Prothesenversorgung

wird im Normalfall begonnen, sobald der Stumpf weitestgehend verheilt ist und die Fäden gezogen sind. Entsprechend Ihrem Heilungsverlauf wird dies entweder noch im Krankenhaus, in der anschließenden Rehabilitationsklinik oder bei uns im Haus erfolgen. Bei dieser ersten Versorgung spricht man von der sogenannten Interimsprothese. Je nach Art der Amputation und/oder Ihren körperlichen Voraussetzung werden Sie dieses Hilfsmittel bis zu einem halben Jahr tragen, manchmal auch darüber hinaus. Während dieser Zeit gewöhnt sich Ihr Stumpf an die Belastung und kann sich in Ruhe ausformen. Ihre Prothese passen wir derweil fortlaufend den sich verändernden Bedingungen an, so dass möglichst keine Druckpunkte entstehen bzw. diese schnell erkannt werden.

Wenn Ihr Stumpf seine Ausformung erreicht hat, steht ihre sogenannte Definitive Versorgung an. Unter Berücksichtigung ihrer privaten Situation erörtern wir gemeinsam mit Ihnen ausführlich – im kontinuierlichen Austausch mit Ärzten und Physiotherapeuten – Ihre individuelle, passgenaue Lösung.

Die zentrale Rolle dabei spielt die Verbindung zwischen Mensch und Technik, die Schaftkonstruktion. Diese wird mit großem Einfühlungsvermögen maßgenau auf Ihre ganz individuellen körperlichen Voraussetzungen, auf Ihre Ziele und Lebensumstände angepasst. Unsere Handwerkskunst trifft dabei auf modernste Techniken und Verfahren.

Wesentlich zur Erzielung des für Sie besten Ergebnisses, sind auch die verwendeten Materialien. Daher kombinieren wir kundenindividuell, die verschiedensten Thermoplaste, Silikone, Gießharze oder auch Carbon-Prepreg, um daraus Ihr persönliches Schaftunikat zu entwerfen.

Neben der Anpassung des Schaftes ist der Aufbau der Prothese unter biomechanischen Gesichtspunkten wichtig. Bereits vor der ersten Anprobe Ihrer Prothese stellen wir die Komponenten unter Berücksichtigung vieler Faktoren, Ihrer Faktoren, zusammen. In den darauf folgenden Terminen überprüfen wir, entsprechend Ihres Fortschritts im Umgang mit dem Hilfsmittel und Ihren im Alltag gesammelten Erfahrungen, kontinuierlich den korrekten Aufbau und passen diesen gegebenenfalls an veränderte Gegebenheiten an. So wird zum Beispiel ein Kniegelenk neu positioniert, wenn Sie sich im Umgang mit der Prothese zunehmend sicherer fühlen und wir diese dadurch für eine aktivere Nutzung einstellen können.

Von Beginn an binden wir in den gesamten Versorgungsprozess Physio- und Ergotherapeuten mit ein und erarbeiten gemeinsam mit Ihnen Ihren individuellen Trainingsplan. Vieles was Ihnen im Moment der Diagnose vielleicht unmöglich schien, kann möglich werden. Für ein bewegtes selbstbestimmtes Leben – grenzenlos.

 

Vielleicht sind Sie auch schon einige Schritte weiter.

Sie haben bereits eine Versorgung erhalten. Ihr Alltag läuft wieder – aber Sie wollen mehr? Sie haben das Gefühl, dass mit einer noch passgenaueren und besser abgestimmten Versorgung mehr Bewegung möglich sein könnte? Ihr Leben noch leichter werden könnte? Vielleicht möchten Sie auch gezielt eine Sportprothese, um ihrem Hobby wieder nachzugehen?

Wir von INNTEO haben uns zum Ziel gesetzt, wo manch einer aufhört, weiter zu gehen. Höchste technische Perfektion ist unser Auftrag. Mit innovativen Ideen Mögliches möglich machen. Sprechen Sie uns gerne für eine unverbindliche Beratung zur Anschlussversorgung an.

Wie geht es weiter?

Für die weitere Kommunikation, unter anderem mit Kosten-trägern, hat sich eine Einteilung in sogenannte Mobilitäts-grade entwickelt.

Was bedeuten Mobilitätsgrade?

Vor allem in der Prothetik der unteren Extremität hört man häufig von Bezeichnungen wie Mobilitätsklasse, Mobilitätsgrad und/oder Aktivitätsgrad. All diese Begriffe haben im Grunde genommen eine ähnliche Bedeutung. Sie dienen der Klassifizierung und der Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Amputierten/einer Amputierten. Mit Hilfe dieser Beschreibung und Einteilung wird das mögliche Potential und das Therapieziel beschrieben und definiert. Hersteller von Prothesenpassteilen verwenden diese Einteilung in Kombination mit definierten Maximalgewichten, um ihre Produkte entsprechend des Verwendungszweckes anzubieten. Auch Kostenträger wenden diese Einteilung an, um beispielsweise ihren Kostenrahmen innerhalb einer Gruppe zu definieren oder für einen Austausch mit Ihren Dienstleistern.

INNTEO Versorgungsprozess

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Mobilitätsgrade im Überblick

Mobilitätsgrad 0

Nicht gehfähige Person

Die anwendende Person besitzt aktuell selbst mit fremder Hilfe nicht die Fähigkeit, sich mit einer Prothese fortzubewegen oder sie zum Transfer zu nutzen.

Versorgungsziel

Mobilisierung mit dem Rollstuhl, in seltenen Fällen wird ein sogenannter kosmetischer Ersatz gefertigt

Mobilitätsgrad 1

Im Innenbereich gehende Person

Die anwendende Person besitzt die Fähigkeit oder das Potenzial, eine Prothese für Transferzwecke und zur Fortbewegung auf ebenen Böden mit geringer Gehgeschwindigkeit zu nutzen. Gehdauer und Gehstrecke sind aufgrund des körperlichen Zustandes stark eingeschränkt.

Versorgungsziel

Wiederherstellung der Stehfähigkeit und der auf den Innenbereich eingeschränkten Gehfähigkeit

Mobilitätsgrad 2

Eingeschränkt im Außenbereich gehende Person

Die anwendende Person besitzt die Fähigkeit oder das Potenzial, sich mit einer Prothese mit geringer Gehgeschwindigkeit fortzubewegen und dabei niedrige Umwelthindernisse wie Bordsteine, einzelne Stufen oder unebene Böden zu überwinden. Gehdauer und Gehstrecke sind aufgrund des körperlichen Zustandes eingeschränkt.

Versorgungsziel

Wiederherstellung der Stehfähigkeit und der auf den Innen- und Außenbereich eingeschränkten Gehfähigkeit

Mobilitätsgrad 3

Uneingeschränkt im Außenbereich gehende Person

Die anwendende Person besitzt die Fähigkeit oder das Potenzial, sich mit einer Prothese mit mittlerer bis hoher, auch variabler Gehgeschwindigkeit fortzubewegen und dabei die meisten Umwelthindernisse zu überwinden. Sie besitzt außerdem die Fähigkeit, sich im freien Gelände zu bewegen und kann berufliche, therapeutische und andere Aktivitäten ausüben, die die Prothese nicht überdurchschnittlicher, mechanischer Beanspruchung aussetzen. Gegebenenfalls besteht ein erhöhter Sicherheitsbedarf aufgrund von zusätzlichen Behinderungen oder besonderen Lebensbedingungen in Verbindung mit einem mittleren bis hohen Mobilitätsanspruch. Gehdauer und Gehstrecke sind im Vergleich zu nicht-behinderten Menschen nur unwesentlich eingeschränkt.

Versorgungsziel

Wiederherstellung der Stehfähigkeit und der im Innen- und Außenbereich nur unwesentlich eingeschränkten Gehfähigkeit

Mobilitätsgrad 4

Uneingeschränkt im Außenbereich gehende Person mit besonders hohen Ansprüchen

Die anwendende Person besitzt die Fähigkeit oder das Potenzial, sich mit einer Prothese uneingeschränkt im Außenbereich fortzubewegen. Zusätzlich können aufgrund von hohen funktionellen Anforderungen starke Stoßbelastungen, Spannungen und Verformungen auftreten. Gehdauer und Gehstrecke sind nicht eingeschränkt.

Versorgungsziel

Wiederherstellung der Stehfähigkeit und der im Innen- und Außenbereich uneingeschränkten Geh- und Mobilitätsfähigkeit